Der allgemeine Leib der Dinge. Schellings Lehre von der Materie im Würzburger System

Barbarić, Damir (2014) Der allgemeine Leib der Dinge. Schellings Lehre von der Materie im Würzburger System. In: Schelling-Studien. Karl Alber, Freiburg/München, pp. 165-180. ISBN 9783495466025

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Abstract

Die Absicht des Aufsatzes besteht darin, Schellings Auffassung von der Materie im Würzburger System zu rekonstruieren. Das Wesen der Materie liegt nach Schelling in der Entgegensetzung von Schwere und Licht. Daher empfiehlt es sich, um dieses Wesen möglichst bestimmt zu fassen, zunächst die Schwere, dann das Licht, und schließlich die Wechselwirkung beider zu betrachten. Die Schwere wird von Schelling als das Band verstanden, das die Allheit der Dinge bindet und, indem es alle Dinge auf einen gemeinsamen Grund bezieht, sie zur Einheit macht. Da ihr Wesen darin besteht, jede Besonderheit der Einzeldinge aufzuheben, erweist sie sich als der tiefste, unaufhebbare Grund ihrer Unselbstständigkeit. Insofern die Materie unter dem Gesetz der Schwere steht, erscheint sie als die den Gesetzen des äußerlichen Nebeneinanders und endlichen Nacheinanders unterworfene Starrheit bzw. Festigkeit der Körper. Solche Materie heißt „Masse“, deren Wesen darin besteht, kein eigenes Leben in sich selbst zu haben. Derart als Masse verstandene Materie bildet die Grundlage für die geläufige mechanische Naturauffassung, die sich im Laufe der Geschichte als die einzig maßgebliche durchgesetzt hat und nach der die Materie und die Natur nur von ihrer körperlichen Seite, d. h. abgetrennt von ihrer ideellen Seite sowie von der diesen beiden Seiten zugrunde liegenden absoluten Substanz, betrachtet werden. Das Hauptanliegen von Schellings Materieauffassung liegt hingegen darin, zu zeigen, dass ihr genauer und voller Begriff auch ihre ideelle Seite einschließen muss, aus deren Zusammenspiel mit der Schwere erst die Materie in ihrer wesentlichen Lebendigkeit erscheint und nachweisbar wird. Diese ideelle Seite der Materie ist das Licht, dem zum Unterschied zur verdichteten, undurchschaubaren Dunkel der Schwere die Tendenz zur freien und lichtenden Sich-verbreitung zu Eigen ist. Die Materie entspringt dem unhintergehbaren Streit und Zusammenspiel der beiden Urgegensätze Schwere und Licht, und ist daher als das zweideutige, wesentlich zwitterhafte Wesen zu fassen, das weder ganz äußerlich noch ganz innerlich, weder völlig offenbar noch völlig verborgen ist.

Item Type: Book Section
Subjects: B Philosophy. Psychology. Religion > B Philosophy (General)
Depositing User: Maja Šoštarić
Date Deposited: 14 Feb 2018 09:58
Last Modified: 14 Feb 2018 09:58
URI: http://eprints.ifzg.hr/id/eprint/776

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